
Interview
Miriam Wohlfarth Gründerin und Managing Director von RatePAY
Gründung und Familie sind keine Gegensätze
Wie gut eine erfolgreiche Gründung und eine Familie zusammenpassen, hat Miriam Wohlfarth vorgemacht. Sie ermutigt den Gründernachwuchs, die beruflichen Ambitionen nicht als Alternative zur Familiengründung zu betrachten. Mit guter Organisation und einigen Kompromissen geht beides. Ihre wichtigsten Tipps, verrät sie hier.
Sie sind bereits eine erfahrene Gründerin. Welche wichtigen Tipps möchten Sie gern mit weiteren Gründerinnen und Selbstständigen teilen?
Miriam Wohlfarth: Noch bevor Nachwuchsgründer überhaupt an die Selbständigkeit denken, empfiehlt es sich, einen Blick auf den jeweiligen Markt zu werfen. Sobald sie diesen kennen, sollten sie auf jeden Fall mutig an ihre Selbstständigkeit herangehen und keine Angst vor Fehlern haben. Man ist hinterher mindestens um eine Erfahrung reicher.
Ein gutes Team an seiner Seite zu haben spielt bei der Gründung ebenfalls eine große und entscheidende Rolle. Man muss nicht alles selbst können – wichtiger sind die richtigen Leute im Team. Meiner Erfahrung nach ist es sehr hilfreich, sich Experten mit ins Boot zu holen, gerade für schwierige Themen wie Datenschutz und Recht. Hier bin ich eindeutig nicht vom Fach und verfüge nicht über das gleiche Wissen wie meine Rechtsexperten.
Zu guter Letzt ist mein Rat: Netzwerken. Als Gründer gehört das Netzwerken zum Alltag. Denn heutzutage knüpft man auf relevanten Branchen-Events viele neue Kontakte, die einem im späteren Berufsleben weiterhelfen können. Fachmedien und vor allem auch Social Media sollten aktiv genutzt werden, um Trends und Innovationen immer im Blick zu behalten.
Welche Fehler sollten Gründer bei oder nach Ihrer Unternehmensgründung in Bezug auf ihre Altersvorsorge vermeiden?
Miriam Wohlfarth: Seien wir mal ehrlich: Man kann im Leben nicht alles zu einhundert Prozent durchplanen – es kann immer mal etwas schief gehen. Deshalb sind Versicherungen sehr wichtig. Neben den üblichen Versicherungen wie Kranken-, Unfall-, Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Gründerinnen und Gründer natürlich ihre Altersvorsorge nicht vernachlässigen. Denn auch sie brauchen im Alter eine Rente. Eine freiwillige Altersversorge schadet sicher nie.
Was halten Sie als Gründerin von der Rürup-Rente?
Miriam Wohlfarth: Was die Rürup-Rente angeht, bin ich geteilter Meinung. Sie hat eindeutig ihre Vor-, aber auch Nachteile. Klar, die steuerliche Absetzbarkeit sowie der Insolvenz- und Pfändungsschutz klingen attraktiv, allerdings handelt es sich oft um sehr starre Verträge. Die Rückzahlung ist nur in monatlichen Raten und nicht als einmalige Auszahlung möglich. Außerdem ist sie nicht vererb-, verleih- oder übertragbar. Das ist bei anderen privaten Rentenversicherungen hingegen möglich. Ich selber habe keine Rürup-Rente abgeschlossen.
Wenn Sie sich an Ihren Gründungsprozess erinnern: Würden Sie etwas rückgängig machen wollen?
Miriam Wohlfarth: Ich möchte ehrlich gesagt überhaupt nichts rückgängig machen. Auch wenn ich gern vorher gewusst hätte, wie wichtig die richtigen Gründungspartner sind. Wie bereits gesagt, ist es wirklich notwendig, die passenden Leute an seiner Seite zu haben. Das Team sollte sich in seinen Fertigkeiten und vor allem Fähigkeiten ergänzen.
Welche Tipps haben Sie für Nachwuchsgründer mit Kindern?
Miriam Wohlfarth: Allen Nachwuchsgründern mit Kindern möchte ich mit auf den Weg geben, dass man manche Aufgaben guten Gewissens abgeben kann. Ein Au-pair oder Kinderbetreuung können im Alltag mit Kindern sehr hilfreich und entlastend sein. Davon profitieren nicht nur die Eltern, die so Zeit für das eigene Unternehmen finden, sondern auch die Kinder. Diese haben zum Beispiel die Chance, den Umgang mit neuen Kulturen spielend zu lernen. Außerdem muss man nicht immer alles zu einhundert Prozent richtig machen, um gute Eltern zu sein. Manchmal reicht für den Kindergeburtstag auch der Kuchen vom Bäcker. Und mit einem guten Zeitmanagement bleibt am Abend noch gemeinsame Zeit mit den Kindern und dem Partner.